Alles dreht sich um den Polarstern, jedenfalls bei dieser Star-Trails-Aufnahme. Der ambitionierte Fotograf sollte deshalb in der Lage sein, die Position zu bestimmen und bei der Suche nach einer geeigneten Location zu berücksichtigen. Daneben gibt es einige weitere Punkte zu bedenken. Insbesondere, dass es leicht 4 bis 5 Stunden dauern kann, eine Belichtungsreihe zu erzeugen, so dass Verpflegung und warme Kleidung nicht zu vernachlässigen sind.
Die perfekte Nacht
Wir brauchen eine möglichst dunkle Umgebung mit wenig Lichtverschmutzung. Die Sicht auf den Sternenhimmel darf nicht durch Wolken beeinträchtigt werden. Ideal -aber nicht Voraussetzung- wäre eine Neumondnacht, denn das Mondlicht würde die Aufnahme verderben.
Die Ausrüstung
Kamera mit Weitwinkelobjektiv, Fernbedienung, am besten mit Intervall-Timer und Stativ, genügend Kapazität auf der Speicherkarte, starker Akku bis zum Rand vollgeladen. Taschenlampe und ein Hocker für die Sitzstunden.
Die Kameraeinstellungen
M-Modus, Blende auf, Rauschunterdrückung, Bildstabilisator und Autofokus aus, manuell fokussieren, ISO Empfindlichkeit relativ hoch (800 bis 1600), Bildformat möglichst RAW - sonst JPG, Belichtungszeit so lange wie möglich (Vollformat 500 : Brennweite, Halbformat 300 : Brennweite).
Die Aufnahmen
Das Intervall des Timers ist möglichst kurz zu wählen, weil sonst Lücken in den Strichspuren entstehen. Es muss der Kamera aber genügend Zeit lassen, um das letzte Bild zu speichern, besonders wenn das RAW-Format verwendet wird. Daher stelle ich das Intervall sicherheitshalber auf 4 Sekunden. Mit 10 mm Brennweite beim Halbformat belichte ich jedes Bild mit 30 Sekunden. Dazu kommen 4 Sekunden Speicher-/Intervallzeit, so dass alle 34 Sekunden die Kamera ausgelöst wird. Als Intervallauslöser hat sich der günstige JJC TM Multi-Function Timer Remote Control bewährt, der auch als normaler Fernauslöser dient.
Für kurze Strichspuren reichen 100 Bilder, aber eindrucksvoll ist das noch nicht. Meine eigene Erfahrung zeigt, dass 300 bis 500 Bilder ein sehr gutes Ergebnis liefern. Je kürzer die Brennweite, umso mehr Bilder sind nötig.
Der Vordergrund wird manchmal bei der Belichtungszeit von 30 Sekunden nur unzureichend belichtet. Mit einer extra Aufnahme bei längerer Belichtungszeit oder mit einer zusätzlichen Lichtquelle wird der Vordergrund aufgehellt. Diese Aufnahme kann auch bereits vor der Dunkelheit entstehen
Bildbearbeitung zu einem Sternstrichspuren-Bild
Das können: Photoshop, Gimp, CorelDraw, Startrails, StarStax und Stand-Alone-Programme. Ich selber arbeite mit Photoshop, wobei zuerst eine Korrektur aller Bilder in Lightroom erfolgt. Vor der Bearbeitung können Aufnahmen entfernt werden, die einen Störfaktor beinhalten, so z. B. Scheinwerferlicht, Flugzeugspuren, Meteoriten. Bei zu vielen „Störbildern“ habe ich diese Störungen im Sternstrichspuren-Bild weggestempelt.
Zuerst also alle Bilder in Lightroom einladen und das erste Bild bearbeiten (Belichtung, Farbtemperatur, Tönung, Sättigung, Dynamik, Kontrast, Klarheit). Dann alle Bilder markieren und durch Synchronisieren die Änderungen auf alle Bilder übertragen. Diese werden in einem eigenen Ordner als tif-Datei oder jpg-Datei abgelegt.
Mit Photoshop geht es weiter. Die Bilder werden als Stapel in Photoshop geöffnet mittels Datei > Skripten > In Stapel laden > im sich geöffneten Fenster auf Durchsuchen > Bilder durch Markieren auswählen > OK > OK. Das dauert nun sehr lange – bis zu einer halben Stunde, abhängig von der Anzahl und Größe der Bilder und der PC-Geschwindigkeit! Ist der Vorgang beendet, wird die oberste Ebene ausgewählt, nun Umschalttaste gedrückt halten und die vorletzte Ebene anklicken. Alle Ebenen sind nun hellgrau unterlegt. Jetzt im Ebenen-Mischmodus »Aufhellen« anklicken und nach wenigen Minuten ist das Bild mit den Sternstrichspuren zu sehen. Auch bei der Speicherung ist dann etwas Geduld erforderlich!!! Nachträglich kann noch eine Bildoptimierung durchgeführt werden. Wenn der Vordergrund getrennt aufgenommen wurde, kann der freigestellt nachträglich als Komposition eingefügt werden.
Anmerkung: Genau diese Bilderserie lässt sich auch sehr gut als Zeitraffer-Video benutzen!