Einführung
Jeder hat sie schon gesehen, die Pilze am Wegesrand, im Wald, an Baumstümpfen, auf Bäumen, auf der Wiese und in Gärten. Wenn auch der eigentliche Pilz unterirdisch als feines Geflecht (Myzel) meistens mit Baumwurzeln einen Nährstoffaustausch eingeht, bieten die oberirdischen Fruchtkörper ein lohnendes Fotomotiv.
Es kann natürlich nicht schaden, wenn man die Pilze nicht nur sieht, sondern auch kennt. Blätterpilze wirken als Objekt immer besser als Röhrenpilze. Röhren lassen das Licht nicht durch und bleiben unter dem Hut dunkel, bei Blätterpilzen scheint ein Teil des Lichtes durch die Blätter durch, so dass sie zuweilen richtig zu leuchten anfangen.
Pilze lassen sich bei gutem Licht mit jeder Kamera und Standardobjektiv aus der Hand fotografieren. Sind die Lichtverhältnisse aber nicht so günstig oder wird eine besondere Bildqualität angestrebt, leisten ein Spezialobjektiv und erweitertes Foto-Equipment gute Dienste.
Wir wenden uns hier dem Gebiet zu, wo die Lichtverhältnisse trotz Sonne oft sehr bescheiden sind und wo es eine Vielzahl verschiedener Pilzarten gibt, besonders nach Regen und genügender Wärme. Das ist unser Wald.
Die Kamera-Ausrüstung - Equipment
Eine Fotokamera mit Wechselobjektiv und klappbarem Display ist hier erste Wahl. Wollen wir mit einem Foto den Pilz komplett scharf abbilden, so genügt mit etwas mehr Abstand zum Pilz ein Standardobjektiv von ca. 24mm-70mm Brennweite und einer Blendeneinstellung von 8 - 11. Soll der Pilz oder die Pilzgruppe aber eine knackige Schärfe mit feinen Details erreichen, so ist ein Makroobjektiv einzusetzen. Das gilt auch für sehr kleine Pilzarten. Hierbei ist es für eine durchgehende Tiefenschärfe oft nötig, viele Bilder mit fortlaufender, überlappender Schärfentiefe hintereinander zu fotografieren, die dann entweder in der Kamera oder später mit einer Bild-Bearbeitungssoftware am PC im Focus Stacking-Verfahren zu einem Bild zusammengesetzt (gestapelt) wird.
Für Langzeitbelichtungen und für das Focus Stacking brauchen wir ein Stativ, das auch das Fotografieren in Bodenhöhe erlaubt. Entweder sollte sich die Mittelsäule umdrehen lassen oder unter ein Gewinde aufweisen. Alternativ können auch die Stativbeine umklappbar sein. Ein Ausleger (18 - 40 cm) mit Doppelschwalbenschwanz und Schnellwechselplatte leistet gute Dienste, da die Kamera beim Fotografieren nicht auf dem Kopf steht und sich so viel besser bedienen lässt. Ich selber benutze das Mengs DB-180 mit 18 cm Länge. Ein Fernauslöser per Kabel oder Funk sollte immer benutzt werden, wenn die Kamera auf einem Stativ oder Bohnensack oder auf dem Boden platziert wird.
Eine zusätzliche Beleuchtung wie Taschenlampe, Ringblitz auf dem Objektiv (z. B. Meike Fleshgun FC 110), eine LED-Werkstatt- oder Baulampe mit Akku bringen viel Licht zum Pilz. Ein vorgehaltener oder vorgesetzter Diffusor setzt weiches Licht und verhindert harte Schatten. Die zusätzliche Lichtquelle sollte sich nicht zu nah am Pilz befinden, da die angestrahlten Stellen schnell „ausfransen“, also überbelichtet sind. Für ein Pilz-Foto mit künstlichem Regen nehme ich eine Bonsai Ballbrause 250ml und eine Flasche Wasser mit. Gefüllt mit Wasser halte ich die Ballbrause über den Pilz, drücke auf den Ball und löse aus.
Umgebung, Standort
Hat man einen geeigneten Pilz oder eine Pilzgruppe gefunden, so sollten der Vorder- und Hintergrund von ungünstigem Laub, Pflanzenteilen und Stöcken befreit werden. Wichtig ist ein ruhiger Hintergrund, der im besten Fall bei Blende 2,8 – 4 undeutlich verschwimmt. Auch am Pilz sollten die Schmutzteilchen entfernt werden, die das Bild beeinträchtigen. Befindet sich der Pilz an einem ungünstigen Platz, z. B. in einer Senke, wo eine Froschperspektive nicht möglich ist, so nimmt man den Pilz mit der Wurzel und mit etwas Untergrund z. B. Moos heraus und versetzt diesen dann an einem geeigneten Platz, eventuell etwas erhöht und vielleicht auch mit besserem Licht. Man kann einen Pilz auch mit nach Hause nehmen und in geeigneter Umgebung und Beleuchtung fotografieren.
Das Setup - Kameraeinstellung
Kamera mit Fernauslöser auf Stativ - eventuell zusätzliche Beleuchtung einrichten und einschalten - Bildstabilisator aus - Fokus auf manuell (am Objektiv, an der Kamera) - Bildformat RAW und/oder JPEG. Ich selber fotografiere mit beiden Formaten.
Mit dem Modus-Wahlrad stellen wir die Belichtung auf B manuell, um dann mit eingestellter Blende und Zeit und der ISO-Automatik (begrenzt z. B. 100 – 6400) die Belichtung zu steuern. Oder wir entscheiden uns für eine bestimmte ISO-Empfindlichkeit z. B. 400 und stellen die Blende und Zeit nach unseren Wünschen ein, dabei auf die exakte Belichtung achten. Das ist auch die Einstellung für eine HDR-Belichtungsreihe, indem wir die Zeit mindestens zweimal verändern - Unterbelichtung – Originalbelichtung – Überbelichtung. Wir stellen manuell mit dem Objektiv scharf und starten den Auslöser.